Eine Werft die Geschichte machte
Die Danziger Werft (Stocznia Gdansk) ist das Pulverfass des modernen Europas. Sie ist bekannt fuer den Anfang vom Ende des 20. Jahrhunderts und des Kalten Krieges. Trotz seiner ueber 1000-jaehrigen Geschichte und dem Status als Ort, an dem der 2. Weltkrieg begann, wird Danzig auf ewig fuer seine Werft bekannt sein. Der Slogan der Stadt Vegas in den USA lautet 'Was in Vegas passiert, bleibt auch in Vegas.'. Der Leitspruch Danzig koennte genau entgegengesetzt lauten 'Was hier passiert, bewegt die Welt.'.
Nordwestlich der Altstadt, auf der Martwa Wisla, stehen die insektenartigen Kranarme der Danziger Werft, die reparieren, produzieren, Schiffe beladen und Danzig zu einer der wichtigsten Hafenstaedte der heutigen Polens machen. Das Vermaechtnis des Schiffbaus in Danzig ist kein neuzeitliches, sondern reicht weit in die Vergangenheit zurueck, bis zu den Zeiten des Deutschen Ritterordens. Damals wurde Danzig erstmals mit weitreichenden Handelsrechten ausgestattet und Teil der Hanse. Nachdem die Macht des Deutschen Ritterordens ueber Danzig schwand, wurde die Stadt vom polnischen Koenig unterstuetzt und war bereits 1460 Polens Schiffbauzentrum und groesster Hafen. Das Krantor an der Mottlau wurde zu dieser Zeit gebaut, einerseits um die Schiffsmasten aufzurichten, andererseits um die Schiffe zu beladen. Ueber 20000 Handwerker arbeiteten in der Stadt, das waren viermal mehr als in der koeniglichen Stadt Krakow. Der Schiffbau brachte der Stadt Wohlstand und Aufschwung. Aber er rettete sie auch vor Invasionen, wie zum Beispiel bei der beruehmten Schlacht von Oliwa im Jahr 1627, als die Danziger Marine die schwedische Flotte zurueckschlug.
Zum Anfang der industriellen Revolution fanden die neuesten Schiffbautechniken grossen Anklang in Danzig. Herr Klawitter baute die Klawitterwerft, etwas suedlich der heutigen Werft. Die ersten eisernen Schiffe wurden hier gebaut. Aber in den wechselhaften Zeiten der industriellen Revolution verschob sich das Zentrum des Schiffbaus nach Norden, zu dem Platz, wo heute die Werft ist. Nach dem 2. Weltkrieg und Danzigs blutiger 'Befreiung' durch die sowjetische Armee, wurde die Leninwerft der Hauptarbeitgeber der Danziger. Spaeter war sie der Hauptschauplatz der europaeischen Geschichte.
1970 wurden einige Arbeiter in Auseinandersetzungen mit der militarisierten Polizei, genannt KOMO, getoetet. 10 Jahre spaeter fuehrte Lech Walesa die Arbeiter in eine neue Streikserie um die sowjetischen Machthaber zu bekaempfen. Die Bewegung nannte sich Solidaritaet (solidarnosc). Was als Auseinandersetzung ueber Fleischpreise begann, weitete sich aus zur Gewerkschaft Solidaritaet mit 10 Millionen Mitgliedern. Das Sowjetregime zerbrach schliesslich daran. Bei seinem Rueckzug wurden viele ost- und mitteleuropaeische Laender durch friedliche Demonstrationen befreit. Dieser Prozess haelt heute noch an.
In den letzten Jahren brach eine schwere Zeit fuer die Danziger Werft an, der neuetablierte Kapitalismus brachte Chaos. Ein fuehrender Politker sagte einmal 'Die Arbeiter kaempften gegen den Kommunismus fuer bessere Arbeitsbedingungen..., die Bedingungen sind schlechter geworden und es gibt keine Solidaritaet, wenn gelernte polnische Arbeiter in England Tellerwaescher sind, weil es keine Arbeit gibt.'. Die Danziger Werft bietet heute 3000 Menschen Arbeit, frueher waren es einmal 20000.
Besucher der Danziger Werft werden zuerst den Solidaritaetsplatz betreten, der direkt an den Eingangstoren zr Werft liegt. Es gibt ein Denkmal zu Ehren, der in den Streiks von 1970 gefallenen Arbeiter. Drei 42-Meter hohe Kreuze formen ein Dreieck und auf dem Platz selbst sind Plaketten eingelassen. Auch ein Denkmal zu Ehren Jan Paul II gibt es, die Rolle der Kirche in der Solidaritaetsbewegung wird dadurch geehrt. Ein ernstes Gedicht steht auf einer der vielen Plaketten 'Du hast einem einfachen Mann Unrecht getan... Lach ruhig ueber sein Leiden... ABER FUEHL DICH NICHT SICHER!'.
Comments
Servus! Das ist ja schön und gut, aber das Bild da zeigt die Remontowa und Polnocna Werft, die Danziger Werft ist auf dem Bild garnicht drauf ;)
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