Alles ueber Wroclaw und Polen

Kurz und Knapp!

Bevoelkerung: 39 Millionen
Hauptstadt: Warszawa
Amtssprache: Polnisch
Religion: Katholisch
Lebenserwartung: 68 Jahre (Maenner), 77 Jahre (Frauen)
Waehrung: 1 Zloty = 100 Groszy
Exportgueter: Maschinen und Anlagen, Lebensmittel, Chemikalien
Durchschnittseinkommen: 11300 $
Internetdomain: .pl
Internationale Vorwahl: 0048 oder +48

Die Stadt Wroclaw

Wroclaw hat ueber die ganze Zeit nie seine polnisches Erbe verloren, immerhin 20000 Polen lebten noch vor dem 2. Weltkrieg in dieser Stadt. Aber niemand in Polen haette gedacht, dass Wroclaw einmal wieder zum polnischen Staat gehoeren wuerde.

Wroclaw wurde durch besondere Umstaende wieder polnisch. Stalin ueberredete Churchill und Roosevelt Polen westwaerts zu verschieben, so dass Polen die Stadte Wilno (Vilnius) und Lwow (Lviv) verlor und die zerbombten Ruinen der deutschen Staedte Breslau, heute wieder Wroclaw, und Danzig, heute Gdansk, bekam. Weder von polnischer noch von deutscher Seite war diese Verschiebung gewollt, aber sie hatten keine Wahl und mussten das Beste aus der Situation machen.

Die Verbindung zu Lwow ist praegend fuer Wroclaw und dessen heutiger Entwicklung. Tausende Lwower wurden nach dem 2. Weltkrieg ermutigt sich in Wroclaw anzusiedeln. Eine Unmenge kultureller Institutionen wurde wiedergeboren in Wroclaw, sogar die Lwower Jan Kasimir Universitaet.

Heute ist Wroclaw eine lebendige Studentenstadt und viele Polen sind stolz auf Wroclaw und dessen Bewohner und ihnen freundschaftlich verbunden, ganz anders ist da das Verhaeltnis zwischen Krakow und Warszawa. Lwow war eine kosmopolitische Kuturhochburg im alten Polen und viel dieser Energie findet sich heute in Wroclaw wieder.

Die erste Erwaehnung Wroclaws war im 9. Jahrhundert, als der slawische Stamm der Silinger (Schlesier) hier eine Festung mit Markplatz auf der Dominsel errichtete. Kurz darauf vertrieben die Boehmer den slawischen Stamm und ihr legendaerer Anfuehrer Vratislav gab der Stadt ihren Namen, Vratislavia.

In der darauffolgenden Zeit war Vratislavia abwechselnd unter tschechischer, polnischer, deutscher und oesterreichischer Herrschaft und staendiger Zankapfel zwischen diesen Laendern. Entsprechend entwickelten sich Versionen des Stadtnamens in den verschiedenen Sprachen, der polnische Name der Stadt war Wrocislawa, der deutsche Pressla, spaeter Breslau.

Die erste Dioezese wurde in Wroclaw um das Jahr 1000 errichtet, vom polnischen Koenig Boleslaw dem Tapferen. Es gibt immer noch einen Dom an der Stelle der damaligen Dioezese auf der Dominsel. Seit dem Jahr 1338 war Wroclaw nicht mehr unter polnischer Herrschaft, obwohl Polnisch die Alltagssprache blieb. Trotz der haeufig wechselnden Herrscher bluehte Wroclaw zu einer der reichsten Staedte Mitteleuropas auf.

Die Pest und der 30-jaehrige Krieg bedeuteten einen Rueckschlag fuer Wroclaw im 17. Jahrhundert. Wroclaw gehoerte zu dieser Zeit unter dem Namen zum habsburgischen Reich. Nach dem siebenjaehrigen Krieg (1756-63) uebernahm Preussen die Kontrolle uebr die Stadt und seit dieser Zeit war Wroclaw Teil des preussischen und spaeter deutschen Reiches, abgesehen von einem kurzen napoleonischen Intermezzo.

Bei Kriegsausbruch im September 1939 war Wroclaws Bevoelkerung 630000, davon 20000 Polen. Der Grossteil der 20000 Wroclawer Juden war bereits zu Beginn der Naziherrschaft aus der Stadt geflohen. Die Zurueckgebliebenen ereilte dasselbe grausame Schicksal wie die Juden Mitteleuropas.

Die Deutschen wollten ihre Stadt nicht einfach aufgeben, so dass im Januar 1945 eine sowjetsiche Attacke auf Wroclaw begann. Diese Attacke dauert bis zum 6. Mai 1945, als Wroclaw als letzte deutsche Stadt kapitulierte. Zu diesem Zeitpunt war Wroclaw kaum mehr als eine einzige Ruine, 70% der Stadt waren zerstoert.

Die Deutschen, die noch nicht geflohen waren, mussten nach der Potsdamer Konferenz, die Wroclaw Polen zusprach, die Stadt verlassen. Innerhalb eines Jahres kamen 166000 polnische Siedler, vornehmlich aus Lwow, welches heute Lviv in der Ukraine ist.

Zurueckbennant in Wroclaw war das Schicksalder Stadt nun in polnischer Hand. Es sollte aber noch weitere 44 Jahre dauern bis Polen sein Schicksal in die eigenen Haende nehmen konnte.

Eines ist nach 1000 ereignisreichen und kriegerischen Jahren aber erreicht, ein friedvolles Europa. Die deutsch-polnischen Beziehungen sind gut und deutsche Touristen herzlich willkommen in Wroclaw. Lasst uns hoffen, dass alles so friedlich bleibt.

Das Land Polen

Die Polen gehoeren zu den slawischen Voelkern. Der Ursprung des Wortes Slawe hat eine unruehmliche Vergangenheit. Waehrend des 1. Jahrtausends wurden die Weiten Zentraleuropas wiederholt ueberfallen mit dem Zweck Gefangene auf den Sklavenmaerkten Konstantinopels zu verkaufen. Die Aehnlichkeit der englischen Worte "slave" (Sklave) und "Slav" (Slawe) ist auffallend. Eine andere Theorie ist der Ursprung im gemeinslawischen Wort "slovo" fuer Wort. Die Slawen sahen sich selbst als die Beredten, Sprechenden und grenzten sich so zu den Stummen ("nemec" fuer stumm, heute deutsch) ab.

Die polnischen Edelleute sehen sich selbst als Nachkommen des alten Reitervolkes der Sarmaten und nicht als die jener obengenannten Heiden. Die Sarmaten kamen von der Schwarzmeersteppenregion nach Mitteleuropa.

Egal, ob die polnischen Edelleute (szlachta) nun Slawen oder Sarmaten waren, sie nahmen eine Vielzahl verschiedener Voelker in ihre Reihen auf, wie Armenier, Litauer, Ruthenen (Kleinrussen, Ukrainer), Schotten und Tataren. Im 16. Jahrhundert war Polen ein Vielvoelkerstaat, der als einzige Demokratie zwischen absolutistischen Systemen ausharrte. In seiner Bluetezeit war Polen das groesste und modernste Land Europas und uebte die groesste Religionstoleranz der europaeischen Staaten aus. Daher war es ein sehr attraktives Land fuer die Juden der Diaspora.

Eine Reihe Kriege an allen Fronten zwang Polen Mitte des 17. Jahrhunderts in die Knie. Danach erholte sich das Land nie mehr vollstaendig. Die Schwaechen im demokratischen System wurden von Partikularkraeften ausgenutzt und Polens Abstieg begann. Im spaeten 18. Jahrhundert kam ein Erneuerungsgeist im Adel auf, aber das war zuviel fuer Polens absolutistische Nachbarn. Sie wollten keine neuerstarktes Polen in ihrer Mitte. Unter Fuehrung von Katharina der Grosssen von Russland, begannen Preussen, Oesterreich und Russland das Land Polen langsam unter sich aufzuteilen. Die letzte, der drei Teilungen erfolgte 1795 und der polnische Staat hoerte auf zu existieren.

Trotz zweier grosser Aufstaende (1831 und 1863) und der kurzen und ungluecklichen Allianz mit Napoleon, erlangte Polen seine Selbstaendigkeit erst 1918 wieder. Dies geschah in Folge des 1. Weltkrieges, waehrend welchem General Jozef Pilsudski als Held der Nation gefeiert wurde. Er wurde spaeter auch Praesident des polnischen Staates.

Die unsichere Zeit der Selbstandigkeit war kurz. Bereits im September 1939 griffen die Nazis und die Sowjets Polen an und teilten das Land unter sich auf. Ein Fuenftel der polnischen Bevoelkerung starb im Krieg, darunter vor allem Polens Intelligenzia und 90% der juedischen Bevoelkerung.

Nach dem Krieg etablierten die Sowjets ein kommunistisches Regime in Polen, dessen Untergang durch die Solidarnoscbewegung (Solidaritaet) in Gang gesetzt wurde. Der Anfuehrer der Solidarnoscbewegung, Lech Walesa, gewann den Nobelpreis fuer Frieden im Jahr 1983.

Waehred des Kalten Krieges war die katholische Kirche der Hueter der Nation, wie auch schon waehrend des 19. Jahrhunderts im geteilten Polen. Das Land hatte ausserdem mitreissende geistliche Fuehrungspersoenlichkeiten, wie Karol Wojtyla, der 1978 der erste polnische Papst wurde. Schon im Jahr 966 wurde Polen Teil der christlichen Welt und heute ist es eines der katholischsten Laender Europas.

Im Jahr 1989 brachte die Exilregierung die offiziellen Praesidentinsignien zurueck anch Polen. Im 2. Weltkrieg war die polnische Regierung nach London geflohen und dort als Exilregierung bis 1989 verblieben. Lech Walesa wurde der erste demokratisch gewaehlte Praesident Polens. Seine Amtszeit war sehr schwierig, da Polen unglaubliche Schuldenberge aus kommunistischer Zeit erbte und der Uebergangsschock vom Kommunismus zu Marktwirtschaft enorm war. Trotzdem hat sich die polnisch Wirtschaft gut genug entwickelt um 2004 in der ersten Erweiterungsrunde der EU aufgenommen zu werden. Wiederholte Korruptionsskandale und eine hohe Arbeitlosigkeit konnten nicht Polens Fuehrungsrolle in der Region gefaehrden. Polen hat die Feuertaufe des Uebergangs gut gemeistert und seine Grenzen sind heute sicherer als jemals zuvor.