Die Universitaet Wroclaw
Wroclaw ist eines von Polens fuehrenden akademischen Zentren, nur Warszawa und Krakow sind noch davor. 130000 Studenten studieren an den 22 verschiedenen Insituten in der Stadt und geben ihr so eine studentisch-lebhafte Atmosphaere. Insgesamt hat Wroclaw etwa 650000 Einwohner, so dass einer von sieben Wroclawern Student ist. Und das macht Wroclaw natuerlich zu einer richtigen Studentenstadt, voller Lebensfreude, Kultur und Wissen.
Die Universitaet Wroclaw, mit mehr als 40000 Studenten, ist die groesste der insgesamt elf Hochschulen und Unis Wroclaws. Wenn man dann auf die Anfaenge der Universitaet Wroclaw als kleine Jesuitenakademie mit zwei lehrenden Priestern und 12 Studenten zurueckblickt, kann man nur staunen ueber die Entwicklung. Diese Anfaenge liegen aber im Jahr 1638, als das habsburgische Oesterreich die kleine katholische Akademie im ueberwiegend protestantischen Wroclaw gruendete und unterstuetzte. Die Akademie wuchs rasant und schon im Jahr 1659 studierten 400 Studenten hier, und natuerlich nahm auch das Lehrpersonal zu. Bald schickten auch Prostestanten ihre Soehne an diese anerkannte Lehranstalt und um 1700 waren bereits 700 Studenten an der Akademie eingeschrieben. Damals beantragten die Jesuiten dann eine Universitaet eroeffnen zu duerfen.
Der Kaiser Leopold I stimmte dem Antrag der Jesuiten zu und stellte dei Gruendungsurkunde 1702 aus, obgleich der Baubeginn des Universitaetshauptgebaeudes sich noch bis 1728 verzoegerte. Der Bau wurde aber durch den Krieg mit Preussen unterbrochen und das angefangene Gebaeude als Lazarett, Stall, Lagerraum und sogar als Gefaengnis genutzt. 1741 gewannen die Preussen den Krieg und die Universitaet verlor in der nachfolgenden Zeit an Bedeutung. Im Jahr 1811 entschied Koenig Friedrich Wilhem III die Universitaet Viadrina in Frankfurt/Oder mit der Universitaet Leopoldina in Wroclaw zusammenzulegen und gab der Universitaet damit ihren heutigen Namen, Universitaet Wroclaw. Es gab damals fuenf Fakultaeten an der Universitaet Wroclaw: Philosophie, Medizin, Jura sowie Protestantische und Katholische Theologie.
In den folgenden 150 Jahren bluehte die Unversitaet Wroclaw auf und viele neue Abteilungen, Kliniken, Laboratorien und auch Museen, wie die botanischen, zoologischen, anatomischen und geologischen Sammlungen, wurden gegruendet. Der ausgezeichnete Ruf der Universitaet lockte sehr viele bekannte Groessen nach Wroclaw, und so hielten sowohl Robert Bunsen als auch Alois Alzheimer Vorlesungen und gaben damit ihr Wissen an die naechste Generation weiter.
Die Ereignisse des 2. Weltkrieges bedeuteten aber fast das Ende der Universitaet, da die Nazis ihre Kommandantur in die Universitaetsbibliothek verlegten, waehrend der 14-woechigen sowjetischen Attacke auf Wroclaw im Jahr 1945. Am Ende benutzten sie die Buecher sogar als Befestigung und Schutzwall. Als die Sowjets schliesslich die Stadt einnahmen, waren 70% Wroclaws zerstoert, und eben auch die Universitaet.
Gleich nach dem 2. Weltkrieg begann die Universitaet ihr neues Leben. Eine Gruppe von polnischen Studenten und Gelehrten bildete die Lehre-Kultur-Gruppe im Mai 1945 und retteten die Universitaet. Der Gruppe gelang es den Wiederaufbau der Universiaetsgebaeude in unglaublich kurzer Zeit zu organisieren. Neben dem Wiederaufbau der alten Gebaeude wurden auch ehemalige Wohngebaeude fuer die Universitaet gewonnen. Viel Energie wurde auch verwendet, um die beschaedigten Buechersammlungen und die beschaedigte Ausstattung und Ausruestung wiederherzustellen. Schliesslich gelang es einige namhafte Gelehrte an die Universitaet zu locken. Viele von ihnen kamen von den ehemaligen Universitaeten in Lwow (heute Lviv in der Ukraine) und Wilno (heute Vilnius in Litauen), aber einige auch aus Warszawa, Krakow und Poznan.
Heute kann die Universitaet Wroclaw die Fruechte dieser muehseligen und engagierten Aufbauarbeit ernten und sprueht geradezu vor Energie. Es gibt acht Fakultaeten hier: Philologie, Sozialwissenschaften, Geschichts- und Erziehungswissenschaften, Recht und Verwaltung, Naturwissenschaften, Matematik und Informatik, Chemie sowie Physik und Astronomie. Die meisten von ihnen liegen im Universitaetsviertel im Norden der Altstadt.
Auch, wenn deine Studentenzeit nur noch eine schoene Erinnerung ist, ist die Universitaet Wroclaw einen Besuch wert. Man muss nicht trinkfester und partyfreudiger Student sein um die studentische Atmosphaere im Universitaetsviertel geniessen zu koennen. Das wunderschoene, barocke Universitaetshauptgebaeude, dessen 171 Meter lange Fassade den plac Universytecki dominiert ist zugaenglich fuer Besucher, obwohl es immer noch Teile der rechts- und naturwissenschaftlichen Fakultaeten beherbergt. Das absolute Muss beim Entdecken des Universitaetsgebaeudes ist die Aula Leopoldina mit ihrem unglaublichen Gestaltungen und Verzierungen. Ausserdem gibt es noch viel mehr Informationen ueber die Universitaet Wroclaw in der Ausstellung "1702-2002" des Universitaetsmuseums. Auch der Mathematikerturm lohnt einen Besuch.
Falls du nun Lust hast, an einer dieser geschichtstraechtigen Fakultaeten zu studieren, dann gibt es hier, auf der offiziellen Seite der Uni Wroclaw, mehr Informationen.
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Es lohnt sich, im Parterre der Universität die Ausstellung über "Breslauer Nobelpreisträger" anzusehen. Dazu folgender Link über Breslauer Persönlichkeiten: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_Breslauer_Pers%C3%B6nlichkeiten -- ""Einige Nobelpreisträger wurden in Breslau geboren, oder haben hier gewirkt: Theodor Mommsen; Nobelpreis für Literatur 1902 - Philipp Lenard; Nobelpreis für Physik 1905 - Eduard Buchner; Nobelpreis für Chemie 1907 - Paul Ehrlich; Nobelpreis für Medizin 1908 - Gerhart Hauptmann; Nobelpreis für Literatur 1912 - Fritz Haber; Nobelpreis für Chemie 1918 - Friedrich Bergius; Nobelpreis für Chemie 1931 - Otto Stern; Nobelpreis für Physik 1943 -Max Born; Nobelpreis für Physik 1954 - Reinhard Selten; Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften 1994""
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